sylvia doebelt

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log & capture

Die Arbeit begann mit der Aufzeichnung meiner Tagesabläufe, indem ich in einen Stadtplan einzeichnete, an welche Orte ich mich innerhalb eines Tages begab. Dabei ergab diese grafische Visualisierung folgendes: deutlich wurden weniger die Orte an den Endpunkten dieser Strecken, sondern vielmehr die Strecken selbst, die man normalerweise "ausblendet".

In dem Buch "Ästhetik des Verschwindens" schlägt Paul Virilio über Analogien zur Pyknolepsie (eine der Epilepsie zugeordnete Gehirnanomalie) Parallelen zu unserer motorisierten und technologisierten Gesellschaft. Die Pyknolepsie, auch "kleines Übel" genannt, äußert sich in sogenannten Absencen oder Bewusstseinspausen, in denen der Betroffene zwar wach aber für äußere Einflüsse unempfindlich bleibt. Die beiden Enden der bewussten Zeit werden danach wieder aneinandergefügt, ohne dass sich der Betroffene an die Lücke erinnern kann. Virilio stellt in diesem Buch die Frage nach Existenz: nach der Dauer von etwas, das existiert, und nach der Manifestation dessen. Diese Texte, und meine entstandenen Grafiken, die in sich auch schon ein Bild ergaben, warfen Fragen nach der Defintion von Ort auf, Fragen wie: Muss ich irgendwo sein, um zu sein? Wo bin ich, wenn ich in Bewegung bin? Kommen diese Strecken, die ich zurücklege, nicht auch irgendwie einer Bewusstseinspause nahe? Denn mein bewusstes Planen und Handeln startet an den Endpunkten und endet an den Startpunkten dieser Wege.

Die eine Hälfte des Buches (LOG) protokolliert relevante Rahmen-Informationen, sowie persönliche Gedanken und Wahrnehmungen. Dies sind die Parameter, unter welchen die Fotos in der anderen Hälfte des Buches entstanden: CAPTURE zeigt Langzeitbelichtungen der kompletten von mir zurückgelegten Strecken. Was dabei herauskommt, ist nicht unbedingt Information, welche 1:1 lesbar ist, obwohl die Kamera - oder besser der Film - so objektiv er das eben tut, tatsächlich und ohne Wertung und ohne Einordnung in ein Referenzsystem alles aufnimmt, was an Informationen ankommt.

Wir funktionieren nicht so. Jeder Gegenstand, jedes Bild, alles wird eingeordnet in ein Referenz- bzw. Bezugssystem, welches auf Erfahrung, Wissen und persönlichem Standpunkt aufbaut. Somit stelle auch ich die These auf: es gibt keine neutrale Beobachtung! Vielmehr ist alles Wissen und alle Erkenntnis davon abhängig, welche Entsprechungen wir unter den ankommenden Informationen herstellen und wie wir sie ein- und anordnen.



Download Buchteil "log" PDF 2,4 MB Download Buchteil "capture" PDF 2,5 MB



Schmetterlingsbuch, handgebunden 2 x 55 Seiten Ed. 2+1 2004

01 seite-aus-capture
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02 seite-aus-log
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03 grafik-log-and-capture
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04 Auszug-Capture
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05 Auszug-Capture
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06 Auszug-Capture
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